BARF für Hunde: Grundlagen, Chancen und Herausforderungen

Kurz zusammengefasst

  • Der Begriff BARF steht grundsätzlich für „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“. Gemeint ist damit ein Fütterungskonzept, das sich stark an der natürlichen Ernährung von Hunden orientiert.
  • Das Prinzip basiert darauf, dass der Hund als Nachfahre des Wolfes Nahrung am besten in frischer, unverarbeiteter Form verwertet. Statt Trockenfutter oder Dosenfutter landen rohes Fleisch, Innereien, Knochen, Gemüse und Obst im Napf.
  • BARF ist allerdings viel mehr als nur Rohfütterung. Entscheidend ist hier nämlich die richtige Zusammenstellung der Ration. Nur wenn die einzelnen Bestandteile im passenden Verhältnis kombiniert werden, entsteht zuletzt eine ausgewogene und gesunde Mahlzeit.

Prüfung / Online Redaktion

Nadja Sukalia
Online Redaktion

Wichtige Grundbausteine einer BARF-Ration

Eine klassische BARF-Mahlzeit setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, die sich an den natürlichen Beutetieren des Wolfes anlehnen. Für Hunde bedeutet das zunächst eine Mischung aus:

  • Muskelfleisch als Hauptquelle für Eiweiß und Energie
  • Innereien wie Leber, Niere oder Herz für die Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen
  • Knochen für Kalzium und Phosphor
  • Gemüse und Obst als Lieferanten von Ballaststoffen, Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen
  • Ölen und Fetten für die Ergänzung wichtiger Fettsäuren

Das Verhältnis dieser Bestandteile hängt außerdem von Alter, Größe, Aktivitätslevel und individuellen Bedürfnissen des Hundes ab. Als Faustregel gilt rund 70 bis 80 Prozent tierische Bestandteile, ergänzt durch 20 bis 30 Prozent pflanzliche Zutaten.

Vorteile für Hunde

Viele Halter berichten von positiven Effekten, wenn sie ihren Hund nach BARF-Richtlinien ernähren. Dazu gehören unter anderem:

  • glänzendes Fell und gesunde Haut
  • verbesserte Verdauung und geringere Kotmenge
  • stabile Zähne durch das Kauen von Knochen oder Stücken
  • mehr Vitalität und Ausgeglichenheit
  • bessere Anpassung an individuelle Bedürfnisse wie bei Allergien

Vor allem bei empfindlichen Hunden oder Tieren mit Futtermittelunverträglichkeiten kann BARF eine echte Alternative sein. Da man die Zutaten selbst auswählt, hat man volle Kontrolle über die Fütterung.

Herausforderungen und mögliche Risiken

Trotz der Vorteile ist BARF kein Selbstläufer. Die größte Herausforderung liegt in der korrekten Zusammenstellung. Fehler in der Rationsgestaltung können langfristig zu Mangelerscheinungen oder Überversorgungen führen. Typische Stolpersteine sind:

  • zu viel oder zu wenig Kalzium durch falschen Knochenanteil
  • unausgewogenes Verhältnis von Kalzium zu Phosphor
  • Mangel an Spurenelementen wie Jod, wenn keine geeigneten Zusätze eingebaut werden
  • hygienische Risiken durch rohes Fleisch (Lagerung, Keime, Zoonosen)

Auch die Verdauung des Hundes muss sich häufig erst an das neue Futter anpassen. Übergangsphasen können mit Durchfall oder weicherem Kot einhergehen. Eine langsame Umstellung ist daher ratsam.

Für welche Hunde eignet sich BARF?

Grundsätzlich können die meisten Hunde nach BARF ernährt werden, doch einige Gruppen benötigen besondere Aufmerksamkeit:

  • Welpen: Hier ist eine besonders exakte Nährstoffversorgung wichtig, da Fehler Wachstumsstörungen verursachen können.
  • Senioren: Ältere Hunde haben oftmals einen anderen Energiebedarf und vertragen manche Komponenten nicht so gut oder nur schwer.
  • Kranke Hunde: Bei Erkrankungen wie Nieren- oder Leberproblemen muss die Ration individuell angepasst werden.

Für gesunde, ausgewachsene Hunde bietet BARF gute Möglichkeiten, wenn die Rationen sorgfältig berechnet und kontrolliert werden.

Tipps für die Umstellung auf BARF

Damit die Futterumstellung auch wirklich gelingt, ist es wichtig, einige Grundsätze zu beachten:

  1. Langsam beginnen

Schrittweise einen Teil der bisherigen Mahlzeiten durch BARF ersetzen.

  1. Mit einfachen Fleischsorten starten

Huhn oder Rind sind leicht verfügbar und gut verträglich.

  1. Zutaten einzeln einführen

So erkennt man, ob der Hund bestimmte Komponenten nicht verträgt.

  1. Futtertagebuch führen

Gewicht, Fell, Kotbeschaffenheit und Verhalten dokumentieren.

  1. Beratung nutzen

Bei Unsicherheit helfen Tierärzte mit Ernährungszusatzqualifikation oder erfahrene Ernährungsberater für Hunde.

Hygiene und Lagerung

Da bei BARF rohes Fleisch verarbeitet wird, spielt Hygiene eine sehr wichtige Rolle. Das verwendete Fleisch sollte immer gut gekühlt oder tiefgefroren aufbewahrt werden. Vor der Verarbeitung wäscht man sich die Hände und spült Messer und Schüsseln gründlich ab. Reste sollten außerdem nicht lange im Napf stehen bleiben, damit sich keine Keime vermehren.

Wer größere Mengen einkauft, friert portionierte Stücke ein und taut sie nach Bedarf auf. So bleibt die Qualität erhalten und die Handhabung wird einfacher.

Ergänzungen und Zusätze

In manchen Fällen reicht die klassische Zusammenstellung für den Hund nicht aus, um alle Nährstoffe abzudecken. Seealgenmehl liefert beispielsweise Jod, bestimmte Öle versorgen mit Omega-3-Fettsäuren. Auch Eier oder Milchprodukte können in geringen Mengen Teil der Ration sein. Wichtig ist immer, diese Zusätze gezielt einzusetzen und nicht wahllos zu kombinieren.

BARF als Chance, aber mit Verantwortung

BARF für Hunde kann also eine artgerechte und gesunde Form der Ernährung sein, wenn sie richtig durchgeführt wird. Sie bietet die Möglichkeit, individuell auf den Hund einzugehen und die Kontrolle über die Futterzusammensetzung zu behalten. Gleichzeitig verlangt das vom Halter ein gutes Grundwissen und Sorgfalt in Planung, Hygiene und Kontrolle. Wer sich gründlich informiert und die Rationen richtig zusammenstellt, schafft eine überaus wertvolle Basis für ein langes und vitales Hundeleben.

Qualitätsprüfung

Experte

Dr. med. vet. Volker Moser, studierte an der Veterinär-Universität Wien und schrieb seine Dissertation auf dem Gebiet Molekularmedizin (Tumorgenetik). Seit 1997 arbeitet Dr. Moser als selbstständiger Tierarzt im Bereich der Kleintiermedizin, Wiederkäuer- und Pferdemedizin. Zahlreiche Fort- und Zusatzausbildungen und seine ständige Mitarbeit in diversen Kleintierkliniken und -praxen runden seine jahrelange Berufspraxis ab. Dr. Moser engagiert sich seit 1998 in der ÖTK und VÖK und ist seit 2021 Generalsekretär bei UEVP (Union of European Veterinary Practitioners). Er ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher und klinischer Publikationen in Fachzeitschriften.
Zuletzt geändert: Oktober 11, 2025



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