Raufutter für Pferde

Kurz zusammengefasst

  • Raufutter bildet die Grundlage der Pferdeernährung und ist essenziell für die Verdauung sowie das allgemeine Wohlbefinden.
  • Heu, Heulage und andere rohfaserreiche Futtermittel versorgen Pferde mit wichtigen Nährstoffen und fördern eine gesunde Darmflora. Die Menge und Art des Raufutters sollten individuell auf das Pferd abgestimmt sein, wobei Aspekte wie Alter, Gesundheitszustand und Aktivitätsniveau berücksichtigt werden.
  • Eine sorgfältige Lagerung und Fütterung sind entscheidend, um Qualität und Sicherheit zu gewährleisten.

Prüfung / Online Redaktion

Nadja Sukalia
Online Redaktion

Raufutter bildet die Grundlage für eine gesunde und artgerechte Pferdeernährung. Es sichert nicht nur die Versorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle für die Verdauung und das Wohlbefinden der Tiere. In diesem Artikel beleuchten wir die Bedeutung von Raufutter, stellen verschiedene Arten vor und geben praktische Tipps, wie die optimale Fütterung aussehen sollte.

Warum ist Raufutter unverzichtbar für Pferde?

Raufutter ist das Grundnahrungsmittel eines jeden Pferdes und entspricht der natürlichen Ernährungsweise des Tieres in freier Wildbahn. Pferde sind von Natur aus Dauerfresser, deren Verdauungssystem auf eine kontinuierliche Aufnahme von rohfaserreicher Nahrung ausgelegt ist. Diese langsame und gleichmäßige Futteraufnahme sichert nicht nur die Energieversorgung, sondern fördert auch die Darmgesundheit und verhindert schwerwiegende Erkrankungen wie Koliken oder Magengeschwüre.

Welche Rolle spielt Raufutter in der Verdauung?

Die im Raufutter enthaltenen Rohfasern stimulieren die Kautätigkeit, was wiederum die Speichelproduktion anregt. Dieser Speichel wirkt im Magen neutralisierend und schützt die empfindliche Magenschleimhaut. Im Dickdarm sorgt Raufutter für eine gesunde Mikroflora, da es als Nahrungsgrundlage für die dort ansässigen Bakterien dient. Diese Bakterien sind maßgeblich an der Verdauung und Verwertung der Nahrung beteiligt.

Wie wirkt sich eine unzureichende Raufutterversorgung aus?

Eine zu geringe Versorgung mit Raufutter kann gravierende Folgen für die Gesundheit des Pferdes haben. Neben Verdauungsproblemen wie Verstopfungen und Koliken treten häufig auch Verhaltensstörungen wie Weben oder Koppen auf. Diese Verhaltensweisen sind oft Ausdruck von Langeweile und Frustration, die durch eine zu kurze Fresszeit entstehen. Langfristig kann ein Mangel an Raufutter auch zu Gewichtsverlust und einem geschwächten Immunsystem führen.

 

Gibt es Unterschiede in der Raufutterqualität?

Die Qualität des Raufutters ist entscheidend für die Gesundheit des Pferdes. Hochwertiges Raufutter sollte sauber, frei von Schimmel und Staub sowie reich an Nährstoffen sein. Der Trockensubstanzgehalt, der Rohfaseranteil und die Energieinhalte können je nach Erntezeitpunkt und Lagerbedingungen stark variieren. Regelmäßige Kontrollen und eine sachgemäße Lagerung sind daher essenziell, um sicherzustellen, dass das Futter den Bedürfnissen des Pferdes entspricht.

Was gehört alles zum Raufutter?

Raufutter umfasst alle rohfaserreichen Futtermittel, die Pferden in ihrer natürlichen Ernährung entsprechen. Dazu zählen Heu, Heulage, Silage, Stroh und frisches Gras. Diese Futtermittel bilden die Grundlage der Ernährung und sichern die Versorgung mit essenziellen Nährstoffen wie Ballaststoffen, Mineralien und Vitaminen.

Wie unterscheiden sich Heu, Heulage und Silage?

Heu ist die am häufigsten verwendete Form von Raufutter. Es wird durch das Trocknen von Gras oder Kräutern hergestellt und ist reich an Rohfasern, aber vergleichsweise arm an Energie. Heulage und Silage hingegen werden durch die Fermentation von Gras hergestellt. Heulage hat einen höheren Feuchtigkeitsgehalt als Heu, bleibt jedoch durch den Fermentationsprozess länger haltbar. Silage, die noch feuchter ist, ist energiereicher und vor allem für Milchkühe bekannt, kann aber auch bei Pferden in kleinen Mengen gefüttert werden, wenn die Qualität stimmt.

Ist Stroh eine geeignete Raufutterquelle?

Stroh wird hauptsächlich als Einstreu verwendet, kann jedoch in begrenztem Maße auch als Futtermittel dienen. Besonders energiereiches Stroh, wie Weizenstroh, kann eine sinnvolle Ergänzung sein, vor allem bei übergewichtigen Pferden. Allerdings sollte Stroh nie das Hauptfutter sein, da es arm an Nährstoffen ist und bei übermäßigem Verzehr zu Verstopfungen führen kann.

Welche Alternativen gibt es zu traditionellem Raufutter?

Für Pferde, die aus gesundheitlichen Gründen kein herkömmliches Heu oder Stroh fressen können, gibt es zahlreiche Alternativen. Dazu zählen Heucobs, Wiesencobs oder gehäckselte Luzerne. Diese Produkte bieten eine ähnliche Rohfaserstruktur wie traditionelles Raufutter und sind insbesondere bei älteren Pferden oder solchen mit Zahnproblemen beliebt. Auch strukturreiche Ergänzungsfuttermittel wie Trockengrünpellets können eine Option sein.

Wie berechnet man den täglichen Bedarf an Raufutter?

Der tägliche Raufutterbedarf eines Pferdes hängt maßgeblich von seinem Körpergewicht ab. Die Faustregel besagt, dass ein Pferd mindestens 1,5 bis 2 Kilogramm Raufutter pro 100 Kilogramm Körpergewicht pro Tag erhalten sollte. Ein Pferd mit einem Gewicht von 500 Kilogramm benötigt somit mindestens 7,5 bis 10 Kilogramm Raufutter täglich, um eine ausreichende Versorgung mit Rohfasern zu gewährleisten.

Welche Faktoren beeinflussen den Raufutterbedarf?

Neben dem Körpergewicht beeinflussen auch das Alter, der Gesundheitszustand und der Aktivitätslevel eines Pferdes den Raufutterbedarf. Pferde im Wachstum oder im Leistungssport benötigen häufig mehr Energie und damit zusätzliches Raufutter. Senioren oder Pferde mit geringer Aktivität kommen dagegen meist mit der Mindestmenge aus. Auch der Gesundheitszustand, etwa bei Stoffwechselstörungen wie EMS, kann Anpassungen erforderlich machen.

Wie viel Heu sollte pro 100 kg Körpergewicht gefüttert werden?

Für die Fütterung mit Heu gelten ähnliche Maßstäbe wie für den allgemeinen Raufutterbedarf. Pro 100 Kilogramm Körpergewicht sollten Pferde mindestens 1 Kilogramm Heu täglich erhalten, wobei dies bei Pferden mit erhöhtem Energiebedarf auf bis zu 2 Kilogramm ansteigen kann. Wichtig ist, dass die Heuqualität den Anforderungen des Pferdes entspricht und frei von Schimmel und Staub ist.

Was sind die Folgen einer Über- oder Unterversorgung?

Eine Unterversorgung mit Raufutter führt zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie Verdauungsstörungen, Gewichtsverlust und Verhaltensauffälligkeiten. Andererseits kann auch eine Überversorgung, insbesondere bei leichtfuttrigen Pferden, zu Übergewicht und damit verbundenen Erkrankungen wie Hufrehe führen. Deshalb ist es wichtig, die Menge an Raufutter genau auf die Bedürfnisse des Pferdes abzustimmen und regelmäßig anzupassen.

Wie sollte Raufutter gelagert werden, um Qualität zu erhalten?

Die Lagerung von Raufutter ist entscheidend für seine Qualität und Sicherheit. Heu und andere Raufutterarten sollten trocken, kühl und gut belüftet aufbewahrt werden, um Schimmelbildung zu vermeiden. Eine Lagerung auf Paletten verhindert den Kontakt mit feuchtem Boden. Außerdem sollte das Futter vor Nagetieren geschützt werden, da sie Krankheiten übertragen können und das Futter verunreinigen.

Welche Risiken birgt unsachgemäße Lagerung?

Unsachgemäß gelagertes Raufutter kann Feuchtigkeit aufnehmen, was zur Bildung von Schimmel und Toxinen führt. Diese stellen eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit des Pferdes dar und können Atemwegserkrankungen oder Verdauungsprobleme auslösen. Staubiges oder verschmutztes Futter birgt ebenfalls Risiken, da es allergische Reaktionen oder Koliken verursachen kann.

Was ist bei der Fütterung zu beachten?

Bei der Fütterung von Raufutter sollte darauf geachtet werden, dass die Tagesration auf mehrere Portionen verteilt wird. Dies simuliert die natürliche Fressweise von Pferden und verhindert längere Fresspausen, die das Risiko von Magengeschwüren erhöhen. Das Futter sollte zudem stets frei von Schimmel, Staub und Verunreinigungen sein, um die Gesundheit der Tiere zu gewährleisten.

Wie lassen sich Fresszeiten verlängern?

Fresszeiten können durch die Verwendung von Heunetzen oder speziellen Futterstationen verlängert werden. Diese sorgen dafür, dass Pferde langsamer fressen und länger beschäftigt sind. Dies ist besonders wichtig für Pferde, die nur eine begrenzte Menge an Raufutter erhalten dürfen, beispielsweise aufgrund von Übergewicht. Längere Fresszeiten fördern zudem die psychische Ausgeglichenheit und beugen Verhaltensstörungen vor.

Welche Anforderungen haben Senioren an Raufutter?

Ältere Pferde haben häufig spezifische Bedürfnisse, wenn es um Raufutter geht. Zahnprobleme wie abgenutzte oder fehlende Zähne erschweren ihnen das Zerkleinern von Heu oder Stroh. In solchen Fällen sind Heucobs, gehäckselte Luzerne oder andere leicht kaubare Alternativen ideal. Diese Futtermittel können mit Wasser eingeweicht werden, um die Aufnahme zu erleichtern und das Risiko von Schlundverstopfungen zu minimieren.

Was gilt es bei Sportpferden zu beachten?

Sportpferde benötigen eine ausgewogene Ernährung, die ihren hohen Energiebedarf deckt, ohne den Verdauungstrakt zu belasten. Neben ausreichend Raufutter, das für die Verdauung unverzichtbar ist, sollte der Energiegehalt durch konzentrierte Futtermittel wie Kraftfutter ergänzt werden. Die Qualität des Raufutters ist hierbei besonders wichtig, da verdorbenes oder nährstoffarmes Futter die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann.

Wie sieht die Fütterung bei übergewichtigen Pferden aus?

Bei übergewichtigen Pferden ist es wichtig, die Kalorienaufnahme zu reduzieren, ohne auf die benötigte Menge an Rohfasern zu verzichten. Hier eignen sich besonders energiereduzierte Raufutterarten wie spät geschnittenes Heu. Stroh kann in Maßen als Ergänzung gefüttert werden, sollte jedoch nicht die Hauptnahrung darstellen, um Verdauungsprobleme zu vermeiden. Lange Fresszeiten und ausreichend Bewegung unterstützen das Gewichtsmanagement zusätzlich.

Welche Raufutteralternativen gibt es bei Zahnproblemen?

Pferde mit Zahnproblemen profitieren von Alternativen wie Heucobs, Wiesencobs oder gehäckselter Luzerne. Diese Produkte sind reich an Rohfasern, die für die Verdauung essentiell sind, und können problemlos eingeweicht werden. Dadurch wird die Aufnahme erleichtert, und das Pferd erhält die nötige Nährstoffversorgung, ohne beim Kauen überfordert zu werden.



Qualitätsprüfung

Experte

Dr. med. vet. Volker Moser, studierte an der Veterinär-Universität Wien und schrieb seine Dissertation auf dem Gebiet Molekularmedizin (Tumorgenetik). Seit 1997 arbeitet Dr. Moser als selbstständiger Tierarzt im Bereich der Kleintiermedizin, Wiederkäuer- und Pferdemedizin. Zahlreiche Fort- und Zusatzausbildungen und seine ständige Mitarbeit in diversen Kleintierkliniken und -praxen runden seine jahrelange Berufspraxis ab. Dr. Moser engagiert sich seit 1998 in der ÖTK und VÖK und ist seit 2021 Generalsekretär bei UEVP (Union of European Veterinary Practitioners). Er ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher und klinischer Publikationen in Fachzeitschriften.
Zuletzt geändert: Dezember 9, 2024



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