Eine ausgewogene und bedarfsgerechte Fütterung ist die Grundlage für die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden Deines Pferdes. Dabei spielen zahlreiche Faktoren eine Rolle – vom Alter über den Haltungsstil bis hin zur Nutzung und dem Gesundheitszustand. Standardlösungen gibt es kaum, denn jedes Pferd hat individuelle Bedürfnisse, die sich je nach Jahreszeit, Trainingszustand oder Futterqualität verändern können.
Warum ist eine bedarfsgerechte Fütterung so wichtig?
Die richtige Fütterung bildet das Fundament für ein langes, gesundes und leistungsfähiges Pferdeleben. Sie unterstützt den Stoffwechsel, sorgt für eine stabile Verdauung, fördert den Muskelaufbau und stärkt das Immunsystem. Gleichzeitig beugt sie Erkrankungen wie Koliken, Magengeschwüren, Hufrehe oder Über- und Untergewicht vor. Eine unausgewogene Fütterung hingegen kann schnell zu Verdauungsstörungen, Energie- und Nährstoffmangel oder langfristigen Stoffwechselproblemen führen. Damit ein Pferd gesund bleibt, braucht es eine Fütterung, die exakt auf seine individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist – in Menge, Zusammensetzung und Fütterungsrhythmus.
Welche Faktoren beeinflussen den Nährstoffbedarf eines Pferdes?
Der Nährstoffbedarf eines Pferdes ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Neben Alter, Rasse und Gewicht spielen vor allem der Gesundheitszustand, die Haltungsform und die Arbeitsbelastung eine zentrale Rolle. Ein Sportpferd im Training hat einen deutlich höheren Energie- und Eiweißbedarf als ein Rentner auf der Weide. Auch äußere Bedingungen wie Kälte, Stress oder Trächtigkeit können den Bedarf an bestimmten Nährstoffen steigern. Selbst die Futterverwertung ist individuell verschieden – manche Pferde nehmen schnell zu, andere benötigen deutlich mehr, um ihr Gewicht zu halten. Deshalb sollte die Fütterung regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden.
Wie berechnet man den Energie- und Rohfaserbedarf richtig?
Der Energiebedarf eines Pferdes wird meist in Megajoule (MJ) verdaulicher Energie pro Tag angegeben und hängt vom Erhaltungsbedarf sowie der körperlichen Leistung ab. Als Faustregel gilt: Ein Pferd mit 500 kg Körpergewicht benötigt zur reinen Erhaltung etwa 60–70 MJ pro Tag. Mit zunehmender Arbeit – von leichter Bewegung bis hin zu Turniereinsätzen – steigt dieser Wert deutlich an. Rohfaser wiederum ist essenziell für die Verdauung und sollte den größten Teil der Ration ausmachen. Mindestens 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht sind Pflicht, besser sind 2 kg. Je höher die Rohfaseraufnahme, desto stabiler bleibt die Darmflora.
Wie erkennst Du, ob Dein Pferd optimal versorgt ist?
Ein optimal versorgtes Pferd zeigt sich ausgeglichen, leistungsbereit, mit glänzendem Fell, stabiler Verdauung und gutem Appetit. Der Körperzustand ist harmonisch – weder zu mager noch zu dick –, und das Pferd hat eine gut entwickelte Muskulatur. Auch feste Äppel, normale Atemfrequenz, ein klares Auge und gute Hornqualität deuten auf eine stimmige Versorgung hin. Auffälligkeiten wie stumpfes Fell, Blähungen, Müdigkeit, Nervosität oder wiederkehrende Infekte können hingegen auf Fütterungsfehler hinweisen. Wer sich unsicher ist, sollte eine Rationsanalyse durchführen lassen und die Versorgung mit einem Tierarzt oder Futterberater besprechen.
Welche Rolle spielt Raufutter in der täglichen Ration?
Raufutter ist die wichtigste Grundlage jeder Pferdefütterung – unabhängig von Rasse, Alter oder Nutzung. Es liefert nicht nur Energie in Form von verdaulicher Rohfaser, sondern sorgt auch für eine gesunde Darmtätigkeit, stabile Psyche und artgerechtes Fressverhalten. Durch das lange Kauen und Einspeicheln wird die Magensäure gepuffert, was das Risiko für Magengeschwüre deutlich senkt. Gleichzeitig fördert Raufutter die Bildung einer stabilen Darmflora und schützt so vor Koliken oder Kotwasser. Es sollte den Großteil der täglichen Futterration ausmachen und immer zuerst bedacht werden – Kraftfutter und Ergänzungen bauen darauf auf.
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Wie viel Heu braucht ein Pferd pro Tag?
Die empfohlene Mindestmenge liegt bei etwa 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht und Tag – das entspricht bei einem 500 kg schweren Pferd rund 7,5 kg Heu täglich. Diese Menge deckt den Erhaltungsbedarf und fördert die Verdauung. Für Pferde in Arbeit, bei kalten Temperaturen oder für schwerfuttrige Tiere kann die Menge auf bis zu 2 kg pro 100 kg Körpergewicht erhöht werden. Ideal ist es, wenn das Pferd rund um die Uhr Zugang zu Heu hat – besonders bei Fütterung mit Heunetzen oder in Gruppenhaltung, um Fresspausen unter vier Stunden zu vermeiden.
Was sagt die Qualität des Raufutters über den Nährwert aus?
Die Qualität des Heus bestimmt maßgeblich seinen Energie-, Eiweiß- und Mineralstoffgehalt. Früh geschnittenes, grün duftendes Heu enthält mehr Eiweiß und Energie, während spät geschnittenes, grobfaseriges Heu zwar energieärmer, aber dafür besonders rohfaserreich ist – ideal für leichtfuttrige Pferde oder in der Diätfütterung. Schimmel, Staub oder muffiger Geruch deuten hingegen auf hygienisch minderwertiges Futter hin, das zu Atemwegserkrankungen oder Verdauungsstörungen führen kann. Eine Laboranalyse kann Aufschluss über die genaue Nährstoffzusammensetzung geben und ist besonders bei empfindlichen oder kranken Pferden sinnvoll.
Wann ist eine Ergänzung mit Heucobs sinnvoll?
Heucobs sind eine wertvolle Ergänzung oder Alternative, wenn ein Pferd aufgrund von Zahnproblemen, schlechtem Heuangebot oder in der Rekonvaleszenzphase Schwierigkeiten hat, genügend Raufutter aufzunehmen. Sie bestehen aus gepresstem Heu und werden vor dem Verfüttern eingeweicht – das schont den Verdauungstrakt und fördert gleichzeitig die Wasseraufnahme. Auch alte Pferde profitieren oft von Heucobs, da sie leichter zu fressen und besser verdaulich sind. Wichtig ist, dass Heucobs nicht trocken gefüttert werden, da sie im Magen aufquellen und zu Schlundverstopfungen führen können.
Welche Arten von Kraftfutter gibt es?
Kraftfutter umfasst alle Futtermittel, die im Vergleich zu Raufutter eine hohe Energiedichte aufweisen. Dazu zählen klassische Getreide wie Hafer, Gerste und Mais, aber auch pelletierte Mischfutter, Müsli, aufgeschlossene Getreideflocken und energiereiche Ergänzungsfuttermittel. Je nach Verarbeitung und Zusammensetzung unterscheiden sich diese Produkte stark in Verdaulichkeit, Nährstoffgehalt und Verträglichkeit. Neben getreidehaltigen Varianten gibt es auch getreidefreie Kraftfutter – etwa auf Basis von Luzerne, Rübenschnitzeln oder Reiskleie. Welche Art am besten geeignet ist, hängt vom jeweiligen Pferdetyp, dem Leistungsbedarf und eventuellen gesundheitlichen Einschränkungen ab.
Wann ist Kraftfutter überhaupt nötig?
Kraftfutter ist nur dann notwendig, wenn der Energie- oder Nährstoffbedarf nicht mehr allein durch Raufutter gedeckt werden kann – zum Beispiel bei Sportpferden mit hohem Leistungsniveau, bei tragenden oder laktierenden Stuten oder bei sehr schwerfuttrigen Pferden. Auch in der Winterzeit bei erhöhtem Energieverbrauch oder bei krankheitsbedingter Schwäche kann eine gezielte Ergänzung sinnvoll sein. Für viele Freizeitpferde ist Kraftfutter jedoch nicht zwingend erforderlich – hier genügt oft eine reine Raufutterration mit einem guten Mineralfutter. Eine Überversorgung mit Kraftfutter kann hingegen zu Verhaltensproblemen, Verdauungsstörungen und Übergewicht führen.
Wie wählst Du das passende Kraftfutter für Dein Pferd aus?
Die Wahl des richtigen Kraftfutters richtet sich nach dem Energiebedarf, dem Gesundheitszustand und den individuellen Bedürfnissen des Pferdes. Empfindliche Pferde profitieren oft von getreidefreien, stärke- und zuckerarmen Produkten. Für Sportpferde kann eine Kombination aus aufgeschlossenen Getreiden und eiweißreichen Komponenten sinnvoll sein, um den Muskelaufbau zu unterstützen. Alte Pferde mit Zahnproblemen wiederum benötigen weiche, gut einweichbare Futtermittel. Wichtig ist, auf eine transparente Deklaration und hohe Qualität zu achten – und das Kraftfutter nicht isoliert, sondern immer im Zusammenhang mit dem Gesamtfutterplan zu betrachten.
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Welche Rolle spielen Öle, Mash und Futterzusätze?
Pflanzenöle wie Leinöl oder Reiskeimöl sind eine gute Möglichkeit, die Energiezufuhr zu steigern, ohne das Volumen der Ration stark zu erhöhen. Sie eignen sich besonders für Sport- oder schwerfuttrige Pferde. Mash – traditionell aus Leinsamen, Weizenkleie und Hafer – wird heute in modernen, oft getreidefreien Varianten angeboten und dient der Darmpflege sowie als schmackhafte, leicht verdauliche Mahlzeit. Futterzusätze wie Mineralstoffe, Vitamine oder Kräutermischungen ergänzen den Plan gezielt, sollten aber individuell abgestimmt und nicht wahllos kombiniert werden. Vor allem bei mehreren Ergänzungen ist eine Überprüfung der Gesamtration empfehlenswert, um Überdosierungen zu vermeiden.
Wie unterscheiden sich Fütterungsempfehlungen je nach Pferdetyp?
Je nach Pferdetyp unterscheiden sich die Anforderungen an die Fütterung erheblich. Ein Freizeitpferd mit leichter Bewegung benötigt meist nur Raufutter und ein gutes Mineralfutter. Sportpferde hingegen haben einen deutlich höheren Energiebedarf – vor allem bei intensiven Trainingseinheiten oder Turniereinsätzen – und profitieren von kraftfutterhaltigen Rationen, ergänzt mit Öl oder eiweißreichen Komponenten. Ponys neigen häufig zu Übergewicht und sollten vor allem rohfaserreich, aber energiearm gefüttert werden. Besonders sensibel ist die Fütterung von Zuchtstuten, Fohlen oder Pferden mit Stoffwechselproblemen wie EMS oder Cushing – hier ist eine individuelle Anpassung in enger Abstimmung mit Fütterungsexperten oder Tierärzten unerlässlich.
Was gilt es bei der Fütterung von Sportpferden, Senioren und Ponys zu beachten?
Sportpferde benötigen eine ausgewogene Kombination aus Energie, Eiweiß, Elektrolyten und Vitaminen, um Muskulatur aufzubauen und Leistung zu bringen. Dabei spielt nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität der Futterkomponenten eine große Rolle. Senioren hingegen brauchen leicht verdauliche, gut kaubare Futtermittel – etwa eingeweichte Heucobs, Mash oder aufgeschlossene Getreide. Gleichzeitig darf die Ration nicht zu eiweißreich sein, um Leber und Nieren nicht zu belasten. Ponys wiederum sollten möglichst energiearm, aber rohfaserreich gefüttert werden – oft reicht gutes Heu kombiniert mit einem Mineralfutter völlig aus. Bei allen Typen gilt: regelmäßige Gewichtskontrolle und Rationsanpassung sind entscheidend.
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Wie stellst Du die Fütterung saisonal sinnvoll um?
Mit den Jahreszeiten verändern sich die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Fütterung. Im Frühjahr und Sommer haben viele Pferde Zugang zu Weidegras, das nährstoffreich und energiedicht ist – hier sollte Kraftfutter reduziert oder ganz weggelassen werden, um Übergewicht zu vermeiden. Im Herbst beginnt die Umstellung auf Heufütterung, die schrittweise erfolgen sollte, um Verdauungsproblemen vorzubeugen. Im Winter steigt der Energiebedarf leicht, besonders bei Kälte oder intensiver Arbeit – hier kann die Ration mit Heu ad libitum, Öl oder warmem Mash angepasst werden. Auch die Wasseraufnahme muss in der kalten Jahreszeit beobachtet werden, da viele Pferde bei Kälte weniger trinken – ein Risiko für Verstopfungskoliken.
FAQ
- Wie viel Heu braucht ein Pferd pro Tag?
Ein gesundes Pferd benötigt mindestens 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht täglich. Für optimale Verdauung und Sättigung sind 2 kg pro 100 kg Körpergewicht – also etwa 10 kg Heu für ein 500 kg Pferd – empfehlenswert. - Braucht jedes Pferd Kraftfutter?
Nein, viele Pferde – besonders Freizeitpferde – kommen mit Raufutter und einem guten Mineralfutter bestens aus. Kraftfutter ist nur bei erhöhtem Energiebedarf, z. B. im Sport, bei Trächtigkeit oder bei schwerfuttrigen Pferden notwendig. - Was macht eine ausgewogene Pferderation aus?
Eine ausgewogene Ration enthält ausreichend strukturreiches Raufutter, eine bedarfsgerechte Energiezufuhr, eine vollständige Mineralstoff- und Vitaminversorgung sowie sauberes Wasser zur freien Verfügung. Sie sollte regelmäßig überprüft und individuell angepasst werden. - Welche Fütterung ist für Seniorenpferde geeignet?
Senioren profitieren von gut kaubaren, leicht verdaulichen Futtermitteln wie eingeweichten Heucobs, Mash oder aufgeschlossenen Getreideflocken. Wichtig ist, dass trotz reduziertem Appetit alle Nährstoffe bedarfsgerecht abgedeckt werden. - Wann sollte die Fütterung umgestellt werden?
Eine Futterumstellung ist immer dann notwendig, wenn sich Leistung, Gesundheitszustand oder Jahreszeit ändern. Die Umstellung sollte langsam über 10–14 Tage erfolgen, um die Verdauung nicht zu überfordern.



