Säure-Basen-Haushalt beim Hunden

Kurz zusammengefasst

  • Ein gesunder Hund ist aktiv, neugierig und ausgeglichen. Damit das so bleibt, müssen im Körper viele Prozesse reibungslos zusammenarbeiten.
  • Einer davon spielt eine besonders wichtige Rolle − und wird dennoch häufig unterschätzt: der Säure-Basen-Haushalt.
  • . Dieser sorgt dafür, dass der Stoffwechsel problemlos funktioniert, Nährstoffe richtig verarbeitet werden und die Zellen in einem stabilen Umfeld arbeiten können.

Prüfung / Online Redaktion

Nadja Sukalia
Online Redaktion

Dieses Gleichgewicht ist allerdings empfindlich. Falsches Futter, Bewegungsmangel oder Stress können es leicht verschieben, jedoch ohne dass es sofort auffällt. Der Organismus versucht dann, die überschüssigen Säuren zu neutralisieren – ein Vorgang, der viel Energie kostet. Mit der Zeit zeigen sich erste Anzeichen davon in Form von Mattigkeit oder Verdauungsproblemen. Eine Übersäuerung beim Hund beschreibt die Verschiebung des inneren Gleichgewichts, bei der der Körper zu viele Säuren bildet oder zu wenig Basen bereitstellt.

Dabei handelt es sich um keinen akuten medizinischen Notfall, aber um ein ernstzunehmendes Warnsignal, das Aufmerksamkeit verdient.

Wie der Körper seine Balance hält

Der Stoffwechsel produziert bei jedem Hund täglich Säuren, unter anderem durch die Verdauung oder die Arbeit der Muskeln. Normalerweise gleichen Organe wie Lunge, Leber und Nieren diesen Überschuss aus.

Dies funktioniert jedoch nur, wenn die Belastung im Rahmen bleibt. Der pH-Wert im Blut liegt im Idealfall um 7,4 – zeigt sich also leicht basisch. Schon kleine Abweichungen verändern, wie gut die Stoffwechselprozesse ablaufen können.

Wenn zu viele saure Abbauprodukte entstehen, greift der Körper auf seine Mineralstoffreserven zurück, um sie zu neutralisieren. Besonders Calcium und Magnesium sind dafür wichtig. Auf Dauer schwächt dieser Ausgleich sowohl die Knochen als auch die Muskulatur. Die Folgen bestehen in einer geringeren Belastbarkeit, gereizten Schleimhäuten und einer trägen Verdauung.

Wie stark ein Hund auf solche Schwankungen reagiert, hängt von mehreren Faktoren ab, wie Alter, Bewegung, Futterqualität und Trinkmenge. Ältere oder wenig aktive Tiere geraten grundsätzlich schneller aus dem Gleichgewicht, während fitte Hunde auf größere Reserven zurückgreifen können.

Das Futter als entscheidender Faktor

Was im Napf des Hundes landet, beeinflusst direkt, wie viel Säure in seinem Körper entsteht. Tierisches Eiweiß liefert wertvolle Aminosäuren, es erhöht aber auch die Menge an sauren Stoffwechselprodukten. Ein ausgewogener Futterplan kombiniert daher hochwertiges Fleisch mit basenbildenden Zutaten wie Gemüse, Kartoffeln oder Reis.

Bei Fertigfutter lohnt sich ein kritischer Blick auf die genaue Zusammensetzung. Ein überhöhter Anteil an Fleischmehl, künstlichen Zusätzen oder Füllstoffen belastet den Stoffwechsel des Tieres zusätzlich. Hochwertige Produkte enthalten dagegen meist klar erkennbare Eiweißquellen und ausgewogene Mineralstoffe.

Ebenso wichtig ist Wasser. Hunde, die Trockenfutter bekommen, trinken besonders häufig zu wenig. Dabei sind die Nieren auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr angewiesen, um Stoffwechselreste auszuscheiden. Weiches, kalkarmes Wasser ist ideal, da es die Filtrationsleistung der Nieren bestmöglich unterstützt.

Die Rolle von Bewegung, Erholung und Umfeld

Ein stabiler Säure-Basen-Haushalt hängt jedoch nicht allein von der Ernährung ab. Auch regelmäßige Bewegung trägt wesentlich dazu bei, dass Muskeln, Kreislauf und Stoffwechsel harmonisch arbeiten können. Beim Laufen oder Spielen wird Sauerstoff aufgenommen und Milchsäure aus den Muskeln abgebaut. Dies entlastet den Körper und steigert gleichzeitig die Vitalität des Vierbeiners.

Daneben sind auch Ruhephasen essentiell. Dauerhafter Stress oder eine unruhige Umgebung wirken sich auf den Hormonhaushalt des Hundes aus. Erhöhte Cortisolwerte verändern die Stoffwechsellage, was auf Dauer ebenfalls eine Übersäuerung begünstigt.

Regelmäßige Pausen, vertraute Routinen und ausreichend Schlaf fördern damit nicht nur die Erholung, sondern auch das innere Gleichgewicht des Tieres.

So lassen sich frühe Anzeichen erkennen

Ein Ungleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt entwickelt sich in der Regel schleichend. Viele Hunde zeigen zunächst unspezifische Symptome, wie stumpfes Fell, Müdigkeit, einen veränderten Appetit oder häufige Magenprobleme. Manche werden auch reizbarer oder ziehen sich zurück.

Diese Beobachtungen bedeuten nicht zwangsläufig eine Übersäuerung, sollten aber Anlass sein, die Ernährung und das Lebensumfeld zu prüfen. Tierärzt:innen können außerdem den pH-Wert des Urins messen und so Hinweise auf Stoffwechselveränderungen gewinnen.

Bleiben die Werte dauerhaft im sauren Bereich, empfiehlt sich eine genauere Untersuchung. Durch diese lässt sich klären, ob Fütterung, Bewegung oder mögliche Erkrankungen an den Symptomen beteiligt sind.

Sanfte Unterstützung mit Wissen und Augenmaß

Viele Hundehalter:innen greifen bei leichten Beschwerden gerne auf Hausmittel zurück. Bewährt haben sich beispielsweise Kräuter wie Brennnessel oder Löwenzahn, die die Nierentätigkeit anregen. Auch probiotische Zusätze helfen, die Verdauung zu stabilisieren.

Entscheidend ist allerdings, solche Mittel nicht wahllos zu verwenden. Sie sollten stets gezielt eingesetzt werden. Außerdem passt nicht jedes Hausmittel zu jedem Tier. Vor allem bei chronischen Problemen sollte immer tierärztlicher Rat eingeholt werden. Eine zu hohe Dosierung bestimmter Pflanzenstoffe oder Mineralien kann nämlich auch das Gegenteil bewirken und den Stoffwechsel zusätzlich unter Druck setzen.

Vorbeugen ist einfacher als ausgleichen

Am wirksamsten für einen gesunden Säure-Basen-Haushalt beim Hund bleibt eine vorbeugende Routine.

Halter:innen, die auf eine ausgewogene Fütterung, ausreichend Wasser und tägliche Bewegung achten, beugen Problemen am effektivsten vor. Auch regelmäßige tierärztliche Kontrollen helfen, mögliche Veränderungen früh zu erkennen.

Ein stabiler Stoffwechsel zeigt sich an kleinen Details, wie glänzendem Fell, lebendigen Augen und Freude an Bewegung. Diese Zeichen spiegeln, dass der Körper des Hundes in einer gesunden Balance arbeitet.

Wird das Tier aufmerksam beobachtet, lässt sich also schon früh erkennen, wenn sich etwas verändert.

Qualitätsprüfung

Experte

Dr. med. vet. Volker Moser, studierte an der Veterinär-Universität Wien und schrieb seine Dissertation auf dem Gebiet Molekularmedizin (Tumorgenetik). Seit 1997 arbeitet Dr. Moser als selbstständiger Tierarzt im Bereich der Kleintiermedizin, Wiederkäuer- und Pferdemedizin. Zahlreiche Fort- und Zusatzausbildungen und seine ständige Mitarbeit in diversen Kleintierkliniken und -praxen runden seine jahrelange Berufspraxis ab. Dr. Moser engagiert sich seit 1998 in der ÖTK und VÖK und ist seit 2021 Generalsekretär bei UEVP (Union of European Veterinary Practitioners). Er ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher und klinischer Publikationen in Fachzeitschriften.
Zuletzt geändert: November 4, 2025



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