Übergewicht ist bei Pferden kein reines Schönheitsproblem – es kann zu ernsthaften gesundheitlichen Folgen führen, darunter Hufrehe, Gelenkprobleme oder Stoffwechselstörungen wie das Equine Metabolische Syndrom (EMS). Umso wichtiger ist es, übergewichtige Pferde gezielt beim Abnehmen zu unterstützen. Diät-Futter spielt dabei eine zentrale Rolle: Es hilft, den Energiegehalt der Ration zu senken, ohne das Pferd in eine Mangelversorgung zu bringen. Gleichzeitig muss das Pferd ausreichend versorgt bleiben – mit Rohfaser, Mineralstoffen und Vitaminen.
Warum ist Übergewicht beim Pferd ein Gesundheitsrisiko?
Übergewicht belastet nicht nur die Gelenke und Sehnen eines Pferdes, sondern beeinflusst auch den Stoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System negativ. Bereits wenige überflüssige Kilos können die Beweglichkeit einschränken und das Risiko für Hufrehe deutlich erhöhen. Außerdem neigen übergewichtige Pferde zu vermehrtem Schwitzen, Atemproblemen und einer geringeren Leistungsbereitschaft. Besonders gefährlich ist, dass viele Pferdebesitzer Übergewicht unterschätzen – die Veränderungen im Erscheinungsbild schleichen sich oft langsam ein und werden erst erkannt, wenn gesundheitliche Probleme auftreten.
Welche Krankheiten können durch zu hohes Gewicht entstehen?
Dauerhaftes Übergewicht begünstigt eine Reihe ernstzunehmender Erkrankungen. Zu den häufigsten Folgen gehören Hufrehe, das Equine Metabolische Syndrom (EMS), Insulinresistenz sowie Gelenkverschleiß (Arthrose). Auch die Entstehung von Fettleber oder Atemwegserkrankungen kann durch übermäßige Fettansammlungen gefördert werden. Pferde mit zu hohem Körpergewicht zeigen zudem häufiger Hautprobleme, neigen zu Leistungsabfall und haben ein erhöhtes Risiko für Kreislaufprobleme – besonders bei Hitze oder unter Belastung. Eine frühzeitige Gegensteuerung durch Diät und Bewegung ist daher essenziell.
Wie erkennst Du, ob ein Pferd zu dick ist?
Ein übergewichtiges Pferd ist oft nicht nur optisch auffällig – etwa durch eine breite Kruppe, eine kaum sichtbare Gurtlage oder Fettpolster am Mähnenkamm –, sondern zeigt auch Veränderungen im Verhalten und in der Leistungsfähigkeit. Die Body Condition Score (BCS) Skala hilft dabei, den Ernährungszustand objektiv einzuschätzen. Werte ab 7 auf einer 9-Punkte-Skala gelten als übergewichtig, ab 8 spricht man von Fettleibigkeit. Auch das Gefühl von verhärtetem Fettgewebe oder starkem Schwitzen bei geringer Belastung können auf Übergewicht hinweisen. Je früher das Problem erkannt wird, desto einfacher lässt es sich in den Griff bekommen.
Wann ist Diätfutter notwendig?
Diätfutter kommt immer dann zum Einsatz, wenn ein Pferd deutlich über dem Idealgewicht liegt oder an einer stoffwechselbedingten Erkrankung wie EMS, Hufrehe oder Cushing leidet. In diesen Fällen muss der Energiegehalt der Ration reduziert werden – ohne dabei die Grundversorgung mit Nährstoffen zu gefährden. Diätfutter ermöglicht eine gezielte Reduktion von Zucker, Stärke und Gesamtenergie, während Rohfaser und essentielle Vitalstoffe erhalten bleiben. Es ist somit kein „Hungerkost“, sondern eine durchdachte Futterstrategie, die Gewicht abbaut und gleichzeitig Gesundheit und Wohlbefinden fördert.
Was macht ein gutes Diätfutter aus?
Ein gutes Diätfutter für Pferde zeichnet sich vor allem durch einen niedrigen Energie-, Zucker- und Stärkegehalt aus. Es enthält viel strukturreiche Rohfaser, die für eine langanhaltende Sättigung sorgt und gleichzeitig die Darmtätigkeit anregt. Hochwertige Diätfuttermittel vermeiden melassierte oder stärkereiche Bestandteile wie Mais, Gerste oder Weizenkleie und setzen stattdessen auf luzernefreie Fasermischungen, Strohanteile oder spezielle Diätmashs. Wichtig ist zudem die ausreichende Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen – denn trotz reduzierter Energiezufuhr darf keine Mangelernährung entstehen. Die Zusammensetzung sollte stets transparent und nachvollziehbar sein.
Welche Rolle spielt Raufutter bei der Diät?
Raufutter bildet die Grundlage jeder Pferdefütterung – auch in der Diät. Es liefert nicht nur die notwendige Rohfaser für eine gesunde Verdauung, sondern wirkt sich auch positiv auf die Psyche des Pferdes aus, da das lange Kauen beruhigend und beschäftigend wirkt. Für übergewichtige Pferde ist die Wahl des richtigen Heus entscheidend: Spätschnittiges, rohfaserreiches Heu enthält weniger Energie und eignet sich daher ideal. Die Fütterung sollte mengenmäßig angepasst, aber nicht zu stark eingeschränkt werden – ideal sind etwa 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht. So bleibt der Verdauungstrakt aktiv und das Risiko für Koliken oder Magengeschwüre gering.
Wie können Stroh und Heu ad libitum kombiniert werden?
Stroh ist ein sinnvoller Bestandteil bei der Diätfütterung, da es sehr strukturreich und energiearm ist. In Kombination mit Heu lässt sich das Fressvolumen erhöhen, ohne die Energiezufuhr deutlich zu steigern. Besonders gut geeignet ist Weizenstroh, das in geschnittener und entstaubter Form unter das Heu gemischt werden kann. So kann das Pferd länger kauen, ist besser beschäftigt und fühlt sich schneller satt – ohne dass zu viele Kalorien aufgenommen werden. Wichtig ist, dass das Stroh hygienisch einwandfrei und schimmel- sowie staubfrei ist, da minderwertige Qualität zu Koliken oder Atemwegsproblemen führen kann.
Welche Kraftfutteralternativen sind bei Übergewicht sinnvoll?
Bei übergewichtigen Pferden sollte auf klassisches Kraftfutter wie Hafer oder Getreidemischungen weitgehend verzichtet werden. Stattdessen bieten sich energiearme Alternativen an, etwa unmelassierte Rübenschnitzel, spezielle Diätpellets oder Heucobs mit geringem Energiegehalt. Auch rohfaserreiche Strukturmüslis ohne Getreideanteil sind eine Option. Sie können dabei helfen, Mineralstoffe oder Medikamente gezielt zu verabreichen, ohne die Kalorienzufuhr unnötig zu erhöhen. Wichtig ist, solche Ergänzungen nicht nach Geschmack, sondern nach Bedarf auszuwählen – und sie nur in kleinen Mengen gezielt in den Diätplan zu integrieren.
Wie lässt sich der Energiegehalt im Futterplan senken?
Der Energiegehalt lässt sich am effektivsten senken, indem man energiereiche Futtermittel wie Getreide, ölhaltige Saaten oder fettreiches Mash reduziert oder ganz streicht. Stattdessen wird der Fokus auf strukturreiche, kalorienarme Komponenten gelegt – insbesondere auf spätschnittiges Heu, Stroh und unmelassierte Rübenschnitzel. Auch die Futtermenge spielt eine Rolle: Während Raufutter weiterhin in ausreichender Menge gegeben wird, sollte die Gesamtration gezielt kontrolliert werden, um nicht unbewusst zu viele Kalorien zuzuführen. Eine ausgewogene Mineralstoffversorgung bleibt dabei essenziell, um trotz reduzierter Energiezufuhr eine vollständige Nährstoffabdeckung zu gewährleisten.
Warum sind Zucker- und Stärkegehalte so wichtig?
Zucker und Stärke sind schnell verfügbare Energiequellen, die bei übergewichtigen oder stoffwechselkranken Pferden zu Problemen führen können. Ein hoher Stärkegehalt belastet die Verdauung und kann zu einer Verschiebung der Darmflora führen – mit der Folge von Blähungen, Kotwasser oder Koliken. Zucker wiederum wirkt sich negativ auf den Insulinhaushalt aus und fördert die Entstehung oder Verschlechterung von Erkrankungen wie EMS oder Hufrehe. Diätfutter sollte deshalb stets einen möglichst niedrigen Gehalt an Zucker und Stärke aufweisen, um den Stoffwechsel zu entlasten und eine gesunde Gewichtsabnahme zu unterstützen.
Welche Futtermittel solltest Du bei EMS oder Hufrehe meiden?
Pferde mit Equinem Metabolischen Syndrom (EMS) oder Hufrehe reagieren besonders empfindlich auf zucker- und stärkereiches Futter. Vermeiden solltest Du daher klassische Getreidesorten wie Hafer, Gerste oder Mais, aber auch melassierte Futtermittel, zuckerhaltige Leckerlis oder Obst. Auch Silage kann kritisch sein, wenn sie zu säurehaltig oder gärig ist. Stattdessen sollten diese Pferde ausschließlich mit rohfaserreichen, energiearmen Futtermitteln wie spätschnittigem Heu, Stroh und ausgewähltem Diätfutter versorgt werden. Die Futterumstellung sollte langsam erfolgen und stets mit einem Tierarzt oder Ernährungsexperten abgestimmt werden.
Welche Rolle spielen Öle, Eiweiße und Zusatzstoffe?
In einer Diätfütterung ist der gezielte Einsatz von Ölen, Eiweißquellen und Ergänzungsstoffen mit Vorsicht zu betrachten. Pflanzenöle liefern viel Energie und sollten bei übergewichtigen Pferden nur sparsam eingesetzt oder ganz vermieden werden. Eiweiß ist für den Muskelerhalt wichtig, muss aber nicht in übermäßigen Mengen ergänzt werden, da Raufutter in der Regel ausreichende Mengen liefert. Wichtig ist jedoch die ausreichende Versorgung mit Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen – insbesondere bei stark reduzierter Gesamtration. Ein ausgewogenes Mineralfutter ohne zugesetzte Energie ist dabei meist die beste Lösung.
Wie gestaltest Du eine erfolgreiche Futterumstellung?
Eine Futterumstellung bei übergewichtigen Pferden sollte immer langsam und in kleinen Schritten erfolgen. Der Verdauungstrakt braucht Zeit, um sich an neue Komponenten zu gewöhnen – besonders wenn bisher energiereiche Futtermittel durch kalorienärmere Alternativen ersetzt werden. In den ersten Tagen empfiehlt es sich, neue Futtermittel wie Stroh, Heucobs oder Diätpellets portionsweise unter das gewohnte Futter zu mischen. Gleichzeitig sollten Kraftfutter und zuckerreiche Bestandteile schrittweise reduziert werden. Wichtig ist, regelmäßig zu beobachten, ob das Pferd die neue Ration gut verträgt, genügend frisst und keine Anzeichen von Verdauungsstörungen zeigt. Die Umstellung sollte über einen Zeitraum von mindestens zwei bis drei Wochen erfolgen.
Welche Rolle spielt Bewegung beim Abnehmen?
Ohne ausreichende Bewegung ist eine gesunde Gewichtsabnahme beim Pferd kaum möglich. Durch gezielte körperliche Aktivität wird nicht nur Energie verbrannt, sondern auch der Stoffwechsel aktiviert und die Muskulatur erhalten. Ideal ist eine Kombination aus regelmäßiger Bodenarbeit, kontrollierten Ausritten, Longieren und Weidegang. Dabei sollte das Training an die körperliche Verfassung angepasst und langsam gesteigert werden, um Überlastung zu vermeiden – insbesondere bei stark übergewichtigen Pferden. Auch regelmäßiges Führen oder Spaziergänge bringen bereits positive Effekte, vor allem bei Pferden mit Hufrehe oder EMS, die nur eingeschränkt belastbar sind.
Wie kontrollierst Du den Abnehmerfolg sinnvoll?
Der Abnehmerfolg lässt sich am besten durch regelmäßige Gewichtskontrolle und die Beobachtung der Körperkondition erfassen. Neben dem Wiegen – falls möglich – hilft die Beurteilung anhand des Body Condition Scores (BCS), der Veränderungen im Fett- und Muskelanteil sichtbar macht. Auch die Messung des Brustumfangs mit einem Maßband kann eine grobe Orientierung geben. Dabei ist es wichtig, Geduld zu haben: Eine gesunde Gewichtsreduktion verläuft langsam und sollte nicht überstürzt werden. Ziel ist es, Fett zu reduzieren und gleichzeitig Muskulatur zu erhalten – was nur durch eine Kombination aus angepasster Fütterung und Bewegung gelingt.
FAQ
- Wann ist Diätfutter für Pferde notwendig?
Diätfutter ist immer dann sinnvoll, wenn ein Pferd übergewichtig ist oder an Erkrankungen wie EMS, Hufrehe oder Cushing leidet. Es hilft, die Energiezufuhr zu senken und gleichzeitig die Versorgung mit Rohfaser und Nährstoffen sicherzustellen. - Was gehört in einen Diätfutterplan für Pferde?
Ein Diätfutterplan basiert auf strukturreichem Heu, energiereduzierten Komponenten wie Stroh oder Heucobs und einem ausgewogenen Mineralfutter. Zucker- und stärkereiche Futtermittel wie Getreide oder melassierte Pellets sollten vermieden werden. - Wie schnell darf ein Pferd abnehmen?
Eine langsame, kontinuierliche Gewichtsabnahme ist ideal. Pro Woche sollte das Pferd nicht mehr als 0,5 % seines Körpergewichts verlieren. Zu rascher Gewichtsverlust kann zu Leberproblemen oder Muskelabbau führen. - Können übergewichtige Pferde satt werden?
Ja, durch den Einsatz von rohfaserreichem, energiearmem Futter wie Stroh und strukturiertem Heu kann das Pferd ausreichend lange kauen und sich satt fühlen – ohne zu viele Kalorien aufzunehmen. - Welche Rolle spielt Bewegung bei der Diät?
Bewegung ist essenziell für die Gewichtsreduktion. Sie aktiviert den Stoffwechsel, fördert den Fettabbau und hilft, die Muskulatur zu erhalten. Selbst leichte, regelmäßige Bewegung kann den Diäterfolg deutlich verbessern.